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V.
Vilenglaubc.
Von den mannigfachen Erscheinungsformen des Vilenglau-
bens knnen hier nur einige einzelne aufflligere und gewhn-
lichere besprochen werden; denn um alle darzustellen, wrde
selbst der diesem ganzen Buche zugemessene Umfang kaum aus-
reichen. Man darf den an phantasievollen Vergleichen und Bil-
dern ziemlich reichen Vilenglauben mit seiner irrefhrenden Ver-
schwommenheit und Unklarheit nicht auf einen Zug blolegen
zu knnen vermeinen. Wenn der sdslavische Gelehrte oder
vollends der ungelehrte aber gebildete Mann auf die Vilen zu
sprechen kommt, so gert er in eine sentimentale, berschweng-
liche dichterische Begeisterung, die ihrem Gehaben nach einer
ernsten, religionswissenschaftlichen Forschung feind ist. Ich will
die als Thatsachen des Volksglaubens hingestellten khnen Hypo-
thesen einiger meiner slavischen Fachgenossen unerrtert lassen
und mich lieber mit einem non liquet" zufrieden geben, als eine
Untersuchung weiter als bis zu den Grenzen zu fhren, welche
einem die zuverlssige Beobachtung des Volksglaubens setzt.
Die Vilen sind ausgereifte Baumseelen, die vorzugsweise
auerhalb der Bume handelnd auftreten. Sie verkrpern den
Eindruck, den nicht sowohl der einzelne Baum als die Gesamt-
heit der Bume mit ihren Lebensuerungen auf die menschliche
Seele ausbt." Die Vilen der Sdslaven, die Ljesije und Rusal-
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ken der Russen, die Lesni panny oder Dive zeny der Gechen, die
Holz- und Moosleute in Mitteldeutschland, Franken und Baiern,
die wilden Leute in der Eifel, in Hessen, Salzburg, Tirol, die Wald-
frauen und Waldmnner in Bhmen, die Tiroler Fanggen, Fnken,
Nrgel und selige Frulein, die romanischen Orken, Enguane,
Dialen, die dnischen Ellekoner, die schwedischen Skogsnufar
bilden eine einzige Sippe mythischer Gestalten." |
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