VIII. Zwerge und Riesen. Wo im Glauben eines Volkes auch Zwerge und Riesen vor- kommen, kann man ihren Ursprung zum groen Teil auf Wald- geister zurckfhren. Es sind wohl nur besondere Gestalten der Waldgeister, eigenartige Ausdrucksformen, die erst durch glckliche Verhltnisse Leben und Gehalt gewinnen, bei man- chen Vlkern aber fast gar nicht aufkommen knnen oder hch- stens in einigen Sagen ein unsicheres Dasein kmmerlich behaup- ten, ohne tieferen oder festeren Zusammenhang mit den brigen volksreligisen Vorstellungen. Es scheint fast, als ob selbst dort, wo Zwerge und Riesen im Volksglauben heimisch sind, die bewut schaffende Kunstdichtung an der Ausbildung dieser Wesen gearbeitet und der Volksdichtung Vorschub geleistet habe. Der Sdslave kennt das Zwergevolk nicht. Der verschmitzte, diebische, neckische und launische Kobold ist ihm fremd. Nicht einmal Sagen wissen etwas von ihm zu erzhlen, es wre denn, da jemand das Wandermrchen vom spannlangen Mnnchen mit dem ellenlangen Barte (pedalj covjeka, lakat brade) als einen Gegen- beweis gelten lassen wollte. Der Name patuljak fr Zwerg ist kein Anhalt. Ein sdslavischer Schriftsteiler meint, das Zwergen- vlklein wre den Sdslaven darum unbekannt, weil sie nie einen Bergbau betrieben htten. Diese Behauptung ist nicht stichhltig; denn schon in den ltesen Zeiten haben Rmer, Byzantiner, Ve- nezianer, Raguser und vor der Trkenherrschaft die Slaven selber auf der Balkanhalbinsel sehr eifrig nach edlen und unedlen Me- tallen gegraben. Doch dies gehrt nicht hierher. Der slavische Volksglaube hat auch von den Riesen eine sehr bescheidene Kenntnis, und diese ist ihm zum berflu aus der Fremde zugebracht worden. Orijas, orjatin, horjatin oder gorostas (etwa: wie ein Berg gewachsen) sind die gewhnlichen Ausdrcke Krn.: VnlksgUiibn. ',!