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I.
Sonne, Mond nnd Stern.
Liest man die schwungvollen, citatengespickten Darstellungen
slavischer Mythologen ber den Sonnen- und Mondcultus bei den
alten, d. h. den noch nicht zum Christentum bekehrten Slaven,
so beschleicht einen allmhlich ein Heidenrespekt vor jener zau-
berhaft lichtdurchtrnkten, die Augen blendenden Naturreligion,
und man begreift die wehmtigen Gefhle begeisterter slavischer
Himmelsstrmer, wenn sie Von dem goldenen Zeitalter schwr-
men, welches durch das Christentum oder das Juden-Christentum,
wie es spttelnd genannt wird, zerstrt oder unterdrckt wurde.
Aber noch singen und sagen die Slaven, besonders die in ihrem
Gemte jungfrulich unverdorbenen Sdslaven, in Erinnerung an
die alten Culte, von den Hochzeiten der Sonne und des Mondes,
vom goldigen Morgenstern, noch immer hallt im Busen der alte,
holde Glaube nach!"
Einige, selbst namhafte deutsche Forscher, haben, durch das
Ansehen slavischer Mythologen verfhrt, diesen Behauptungen
(Pflanz" sagt der Wiener) Glauben geschenkt. Eines htte sie
aber stutzig machen mssen. In der Anpreisung des angeblichen
alten Cultes liegt ein schwerer Vorwurf fr die Slaven der Ge-
genwart, indem man sie in religiser Hinsicht als culturelle Her-
abkmmlinge hinstellt. Das sind sie gewi nicht. Es spricht im
Gegenteil alles fr eine fortgeschrittene Entwicklung. Somit er-
scheint die lsterliche Frage als berechtigt: ist das, was uns die
slavischen Mythologen ber einen Sonnencult der alten Slaven
und der Sdslaven der Jetztzeit verknden, auch in der That
richtig und wahr?"
Der Volkstumserforscher wird, gesttzt auf gut beobachtete
Erscheinungen des Volksglaubens, nicht umhin knnen darauf zu
antworten: daran ist nicht viel mehr wahr, als da die ganze
Kraus.: YnlkuglauU. 1 |
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