II. Schicksalsglanben. Der Glaube an schicksalsbestimmende Mchte ist bei allen Slaven und nicht zum geringsten bei den Sdslaven eingewurz- elt und aus der Zeit vor der Annahme des Christentums wohl bezeugt. Ich habe einmal irrtmlich die Meinung ausgesprochen, der Glaube an Schicksalsfrauen sei ein Charakteristicum der sog. indogermanischen Vlker. Es macht mir eine Freude, meine vor- eilig vorgetragene Ansicht richtig stellen zu knnen. Vor Jahr- tausenden, als von den Ariern" in der Geschichte noch keine Rede sein konnte, als die prsumptiven Arier vielleicht noch nicht'einmal auf der Gulturstufe standen, welche blo Viehzucht treibende Kaffern gegenwrtig einnehmen, war der Glaube an Schicksalsfrauen bei dem gewi nichtarischen Volke der Egypter einheimisch. Wir knnen uns hier freilich nur auf ein geschrie- benes Zeugnis berufen, welches verhltnismig noch immer sehr jung ist, der Volksglaube aber, den die egyptische Sage als Fa- den benutzt, mag Jahrtausende lter sein und wird sich einmal, vielleicht auch bei den Hittiten, nachweisen lassen. Er kommt bei den Indern, bei den Griechen, Rmern und Germanen vor, und die an diesen Glauben anknpfenden Sagen scheinen zur Glaubensmnze dreier Welten zu gehren. Das Volk und das Land aufzufinden, wo der Glaube und die einschlgigen Sagen entstanden, ist wissenschaftlich ein Ding der Unmglichkeit. Re- ligionswissenschaftlicher Forschung gengt der Nachweis, da dieser Glaube bei den verschiedensten Vlkern zu verschiedenen Zeiten vorkommt. Wir drfen auch die Frage nicht aufwerfen, welches Volk welchem den Glauben an die Schicksalsfrauen ent- lehnt habe, sondern haben nur die Formen des Glaubens bei ein- zelnen Vlkern festzustellen. Im Jahre 1887 hat das k. Museum zu Berlin aus R. Lepsius