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IV.
Pestfrauen.
Die Pestfrauen sind die ausgebildetste Vermenschlichung ur-
sprnglicher Wadgeister, denn sie erscheinen meist schon so gut
wie losgelst vom Baum und Wald, doch ihre wahre Art ver-
leugnet sich trotzdem nicht. Sie sind Krankheitsgeister aus dem
bsen Walde oder aus anderer menschenferner Weltgegend, die
auf ihren Reisen durch Jahrhunderte und christlich-religise An-
schauungen eine besondere Ausbildung in Aussehen und Auf-
treten erlangt haben. Der Glaube an die Pestfrauen ist so alt
als der an Krankheitsgeister, hat aber durch die groen orienta-
lischen Pestilenzen, welche auf die groen trkischen Heereszge
folgten, eine sehr scharfe Entwicklung genommen, so da er
einen verhltnismig viel breiteren Raum im Volksglauben der
Sdslaven als in jenem der westlichen Vlker gewonnen.
Bei den Kroaten, Slovenen und Serben heit die Pest ge-
whnlich Kuga (neuhochd. Koge); eine eigene schnell weg-
raffende Pest, wie es scheint nur als pathologische Erscheinung
hat den Namen skratelj oder kratelj, der auf den deutschen
Ausdruck Schrattie zurckgehen drfte. Bei den Serben im
Osten, in Altserbien und Bulgarien ist wie bei den Russen, Ru-
mnen und Magyaren die Bezeichnung cuma blich. Es ist eine
schwarze" Krankheit, die selbst den strksten Mann berwl-
tigt, darum nennt sie der Bulgare: eine Heldenkrankheit
(z. B.: Marko sje pobolil ot crna ta £uma, ot junaiSka boles).
Man heit die Pest vielfach: Kuga morija oder duma pomor-
nica (die Pest, die Mrderin), in der Regel scheut man sich aber
der Vorbedeutung halber, da man glaubt, das Leid erscheine bei
der bloen Nennung des Namens, als ob man es einlde, den
Namen auszusprechen und heit sie dafr milden Sinnes kuma
(Gevatterin; vom lat. compater) oder Smrt (Tod, Todesfrau) oder
morija, z. B. Nakic Husein erzhlt: |
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