II. Himmelskrper. Wind und Wetter. Als die magyarische Mythenforschung noch arg in den Kinderschuhen stak, war man im bereifer bemht, aus Volks- dichtung und Volksglauben alles Mgliche heranzuziehen, um zu beweisen, da die alten Ungarn vor ihrer Bekehrung zum Chri- stentum einen Sonnen-, Mond- und .Sternencult u. dgl. gehabt haben, der aus dem Volksbewutsein selbst heutigen Tages noch nicht entschwunden sei. Es fragt sich nun, ob das, was uns die lteren ungarischen Mythenforscher ber einen Sonnen-, Mond- und Sternencult der alten Magyaren verknden, aus dem heu- tigen ungarischen Volksglauben zu erschlieen ist oder nicht? Besehen wir uns die vermeintlichen Zeugnisse dafr. Dabei gelten fr uns, denen die freie Einsicht in die Glaubenswelt der Vlker hher steht, wertvoller ist, als nationale Eigenliebe, die Worte F. S. Krauss' (Volksgl. u. rel. Brauch der Sdsiaven S. 2): Wir tun dies um so lieber, als wir dadurch, da wir ein hoch- trabendes, mythologisches Worlgewimmel auer Whrung setzen, die Wege zu einer klaren und durchsichtigen Auffassung des tat- schlichen Volksglaubens anbahnen." Vor allem verfallen diese Mythologen in den argen Grund- fehler, da sie Sonnen- und Feuercullus untereinander vermen- gen und aus dem Volksglauben solche Belege fr den Sonnen- cult herbeiziehen, der eher fr einen Feuercult pat. Besonders waren es die in Ungarn von Alters her heimischen Sonnwend- feuer, welche auf einen Sonnencult zu schlieen die Mytho- logen" verlockten. Schon Nicolaus von Telegdi erwhnt ihrer in seinen kirchlichen Reden und setzt ausdrcklich hinzu, da die bei diesem Anla sich zeigenden Vorurteile und aberglubi- schen Gebruche nur aus ihrem heidnischen Ursprung zu er-