Vorwort. Ein Buch ber den Volksglauben und religisen Brauch der Ungarn stand noch in keiner Sprache da. Das Werk des vor einigen Jahren verstorbenen Bischofs von Growardein, Arnold Ipolyi (Magyar Myihologia, Pest 1K54), unter dem Ein- flu der Arbeiten der Gebrder Grimm entstanden, ist eine An- hufung kunterbunt durcheinandergewrfelten Materials, voll gewagter und haltloser Hypothesen, um nur eine .magyarische Mythologie" als Pendant zur germanischen aufzubauen. Wenn auch der gelehrte Verfasser dieses groen Werkes zahlreiche und zuverlssige Sammlungen von Volksgebruchen fr kommende Forscher zusammengetragen hat, so kann bei ihm doch von einer bersicht und einer objektiven Durchdringung des Stoffes nicht die Rede sein. Sein Werk ist der erste Anlauf zu einer Darstellung des ungarischen Volksglaubens: Seine wenigen Nach- folger sind aus der magyarischen linguistischen Richtung hervor- gegangen und schlieen aus dem Volksglauben finnischer, mon- golischer u. s. w. Vlker auf einen verschwundenen oder noch existierenden religisen Brauch der stammverwandten Magyaren, ohne dabei zu bedenken, da zwischen Volksreligionen die Ver- wandtschaft eine viel geringere ist, als zwischen den Sprachen stammverwandter Vlker. Mit Tendenzschriftstellerei mag die Wissenschaft vom Volksglauben und religisen Brauch nichts zu schaffen haben. Die Religionswissenschaft ist ihrem innersten